"Macht's besser !"

Klaus Schikore las aus seinen Werken

Osterholz-Scharmbeck (rs). Die Kreis- und Stadtbücherei füllt sich langsam, immer wieder treten noch ein, zwei weitere Gäste in die hell erleuchteten Mauem der Bibliothek. Sie sind gekommen, um einem Mann bei seinem Lebensbericht zu lauschen, der wie viele von ihnen selber Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit ist. Sein Name ist Klaus Schikore, er ist pensionierter Studiendirektor und seit einiger Zeit auch Autor. Vor genau sieben Jahren erschien sein erstes Buch mit dem Titel "Kennungen", nun folgt seine Fortsetzung:
"Trennungen", Doch bevor die eigentliche Lesung beginnt, muss der Autor Bücher signieren, und er führt Gespräche mit den Zuhörern. "Es ist bewegend. an dem Ort seines Wohnens und Werkens das vorstellen zu können. was einen jahrelang bewegt hat", erläutert Klaus Schikore die Besonderheit der Situation für ihn.
Und es soll ein besonderer Abend werden für die Anwesenden. Im ersten Teil liest der Autor aus Trennungen. Im zweiten trägt er einige seiner im Lyrikband. "Zeit der Kormorane" veröffentlichten Gedichte vor.
Trennungen ist die ..Geschichte eines Grenzgängers zwischen Ost und West.., wie Schikore sagt.
Teils wird die Schilderung so drastisch - weil der Realität entsprechend - dass es erschütterte Reaktionen in der Zuhörerschaft auslöst. Und nein, Klaus Schikore hatte es wohl nicht leicht nach dem Zweiten Weltkrieg,
Die Orte der Wiederbegegnung sind die Stätten des eigenen Schreckens in Bautzen, der eigenen Verhaftung, erzählt aus dem Empfinden des einst Erlebten. Aber der Reihe nach: Geboren in der Hansestadt Stralsund gute drei Jahre vor Hitlers Machtübernahme, aufgewachsen
dann in der Zeit des Nationalsozialismus und seit Frühjahr 1942 Schüler einer der Eliteschulen des Dritten Reiches, kehrt der Schüler 1945 in seine Heimatstadt zurück und findet in seiner früheren Schule einen schulischen


Klaus Schikore, pensionierter Studiendirektor und Autor aus Osterholz-Scharmbeck, las in der Kreis- und Stadtbücherei aus seinen neuesten Werken" Trennungen" und "Zeit der Kormorane" Foto: rs
​​​​​​​

Neuanfang. Er stellt sich mit vielen anderen Jugendlichen dem demokratischen Neubeginn der Heimat nicht entgegen, muss aber bald erkennen, dass die neuen Machthaber erneut eine Jugend für ihre politischen Ziele missbrauchen wollen.
Hier wächst in ihm innerer Widerstand gegen erneute Uniformierung, auch gegen die Übergriffe von SED und Besatzungsmacht gegen Andersdenkende. In zwei Flugblattaktionen wehren sich drei Stralsunder Oberschüler 1948 in ihrer Schule gegen diese Entwicklung. Klaus und seine beiden Schulfreunde werden von den Kommunisten verhaftet und dem NKWD Übergeben. Von einem sowjetischen Militärtribunal werden die drei Oberschüler im Greifswalder NKWD-Gefängnis verurteilt. Klaus Schikore wird in Abänderung der Todesstrafe zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt
und kommt ins. Gelbe Elend " nach Bautzen (Speziallager Nr. 4 des NKWD). 1954 wird er aufgrund einer Amnestie der Sowjets in seine Heimatstadt entlassen, von wo er über Ost- und Westberlin dann nach Westdeutschland flüchtet
Doch es sind eben nicht nur jene äußeren Begebenheiten, die das Buch des ehemaligen Stralsunder Schülers so bewegend machen, es sind auch die vielen kleinen und großen Ereignisse, die einen Menschen in seinem Leben prägen. So erfährt der Zuhörer während der Lesung zum Beispiel die Reaktion Schikores, als er 1948 verhaftet wird. " Macht's besser! " , sind die letzten Worte an die Klasse. Und auch heute noch wirken jene Worte wie eine kleine Zauberformel für eine glückliche und tolerante Zukunft.