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Putins Krieg im Europa des 21. Jahrhunderts

Am 19. Februar 2022erschien in der hiesigen Tagespresse ein fast ganzseitiger Artikel mit der Überschrift: Der Frieden ist sein Lebensthema. Es ist der Bericht meiner Lebensgeschichte in nun zwei Diktaturen auf deutschem Boden und der Hoffnung auf ein friedfertiges Europa nach einem furchtbaren Weltkrieg. Wenige Tage später, am 24. Februar 2022, um 5:59 Uhr, in den frühen Morgenstunden, erklärt der russische Präsident Putin  den Krieg gegen die Ukraine.

Am 01. September 1939, um 4:45 Uhr , in den frühen Morgenstunden, erklärt Hitler den Angriff auf Polen, den Beginn des Zweiten Weltkrieges.  Wie sich die Ereignisse gleichenIch war damals 10 Jahre alt und ahnte nicht das Grauen, welches er über Deutschland und Europa bringen sollte.  Heute bin ich 92 Jahre alt und hoffte in diesem langen Leben, dass ein Krieg in Europa nach dem Ende des „Eisernen Vorhangs“ an einer deutsch-deutschen Grenze Vergangenheit wäre und ein Frieden bewahrt bliebe.

Wie haben sich da unsere Länder und ihre Politiker bzw. Politikerinnen täuschen lassen!  Und hätten doch wissen müssen, welche politischen Ziele ein Russland in den Händen einer Staatsmacht verfolgt, deren Führer aus der 1991 zusammengebrochenen Sowjetunion stammen, aus dem nun entmachteten Polit-Kader der KPdSU.

Ein Blick in die Geschichte genügt!  Den Zweiten Weltkrieg haben zwei Diktatoren aus zwei Staaten mit dem Überfall auf Polen eröffnet: am 01. September 1939 der ‚braune‘ Diktator Hitler von Westen, am 17. September 1939 der ‚rote‘ Diktator Stalin von Osten. Vertraglich abgesprochen im „Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt“ vom 23. August 1939, dem sog. „Hitler-Stalin-Pakt“ mit seinem geheimen Zusatzprotokoll. In der UdSSR wurde es geheim gehalten und war nur wenigen Mitgliedern des Polit-Komites bekannt. In diesem Zusatzprotokoll ist der Einflussbereich der Sowjetunion in Ostmitteleuropa, einschließlich der baltischen Staaten festgelegt; darunter fällt auch das Gebiet der heutigen Ukraine.

Stalin  hat seinen Überfall 1939 auf Polen mit dem scheinheiligen Argument der „Befreiung“ russischer Landsleute begründet, Putin  seinen Überfall 2022 auf die Ukraine mit dem gleichen Argument. Stalin  hat seinen Krieg gegen Deutschland mit dem ideologischen Argument der „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Deutschen geführt, Putin seinen Krieg gegen das Brudervolk der Ukrainer mit den gleichen Vokabeln. Gelernt ist gelernt!  Der ehemalige KGB-Agent und ehemaliges Stasi-Mitglied  Putin  ist sich und seiner Ideologie treu geblieben.

Stalin  hat – anfangs mit Hitlerdeutscher Unterstützung – die einst selbständigen baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zu Sowjet-Republiken gezwungen und große Teile seiner Bürger in die Verbannung getrieben. Putin  hat in seiner politischen Zielsetzung gegen die Ukraine auch die Drohung ausgesprochen, dass die baltischen Staaten in seinem Interessensgebiet lägen und die NATO sich aus den Ländern zurückziehen sollten.

Der Kreml-Lehrling und jetzige russische Präsident hat seine politisch-ideologische Herkunft nicht vergessen. Die Sprache und die öffentlichen Lügen und Falschmeldungen sind aus UdSSR-Zeiten übernommen, und die Verfolgung politisch Andersdenkender gleichen sich der sowjetischen Vergangenheit an: Wer den russischen Überfall auf die Ukraine nicht als „Friedens-Maßnahme“ bekennt, wird von der Straße weg verhaftet.

Man kann sogar als Außenstehender die russische Sorge vor einer sog. „NATO-Osterweiterung“ verstehen. Nur, nicht die NATO hat sich in jenen Staaten als militärisches Schutzschild angesiedelt, sondern jene souveränen Staaten haben aus historischer Angst vor russischen Übergriffen die NATO-Mitgliedschaft ersucht. Freie, von fremder Vormacht unabhängige Entscheidung ist für einen in sowjetischer Machtausübung ausgebildeten „Funktionär“, auch wenn er nun in Zivil auf-tritt und in zaristischer Manier sich von Leibgarden die Saaltüren im Kreml öffnen lässt, nicht vorstellbar. Staatliche Autorität in menschlicher Bescheidenheit öffentlich zu dokumentieren, ist von einem machtbesessenen Politiker nicht zu erwarten.

Wer andere Staatslenker, die sich bei ihm um Frieden bemühen, anlügt und wie ein Hasardeur nicht nur unschuldige Menschen des überfallenen Landes, sondern seine eigenen Soldaten wissentlich in den Tod führt und in aller Öffentlichkeit mit dem Einsatz von Atomraketen droht, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden, ist ein Kriegsverbrecher.

Ich habe in meinen jungen Jahren mit den Erfahrungen und Erlebnissen eines Weltkrieges mir Frieden in meinem weiteren Leben und das meiner Kinder und Kindeskinder erhofft und muss nun am Lebensende befürchten, dass ein von Macht besessener Politiker Europa wieder in einen Krieg führt  –  es kann der „Dritte Weltkrieg“ werden.